„Selektionen“ in Auschwitz

Die norwegischen Gefangenen an Bord der Donau trafen am 1. Dezember 1942 im KZ Auschwitz ein. 346 Häftlinge – darunter Frauen, Kinder und Alte – wurden sogleich zu den Gaskammern geleitet. 186 Männer zwischen 15 und 50 Jahren wurden als rüstig genug angesehen um den Strapazen der physischen Arbeit zu widerstehen und erhielten die Gefangenennummern 79064 bis 79249.

Der Befehlshaber des Lagers und Zeuge der sogenannten Selektionen, Rudolf Höß, schrieb in seiner Autobiografie:

Schon die Aussortierung an der Rampe war ereignisreich. Das Auseinanderreißen der Familien, die Trennung der Männer von den Frauen und Kindern führte zu großer Aufregung und Unruhe unter allen Gefangenen. Eine weitere Aufspaltung in arbeitsfähige schürte die Anspannung weiter. Als Familie wollte man ja insbesondere in einer grotesken Situation wieder dieser einig sein. So liefen dann bereits klassifizierte wieder zu ihren Familienangehörigen zurück. Mütter mit Kindern versuchten zu ihren Männern oder älteren – für die Arbeit bestimmten Kindern – zu gelangen. So entstand oft ein wüstes Durcheinander, das auf ein Neues geschlichtet werden musste. Die räumlichen Gegebenheiten ließen eine bessere Separation nicht zu. Alle Beschwichtigungsversuche verhallten in der aufgeregten Menge. Oft musste die Ordnung unter Anwendung von Gewalt wiederhergestellt werden.

Die ausgestellte Postkarte wurde von Nora Lustig an Sigrid Helliesen Lund von der Nansenhjelp – Nansenhilfe –geschrieben. Nach Freigabe von der staatlichen Zensur wurde der Brief am 9. März in 1943 In Berlin aufgegeben. Da war Nora Lustig bereits in den Gaskammern des Dritten Reiches umgekommen. Ihre Zwillingssöhne, Hans und Fritz, überlebten den Krieg. Die Postkarte ist eine Leihgabe von Nora Levold.